Bericht LKZ Prunksitzung 2013

03.02.2013 16:36 von Holger Merwerth

An Siggis Sorgentelefon herrscht Hochkonjunktur

45. Prunksitzung der Fasnetzunft im Martinisaal – Hohe Auszeichnung für Hans Guilliard, den „Vater“ der Kornwestheimer Fasnet

Das Zentrum der guten Laune befand sich am Samstagabend im Martinisaal: Dort veranstaltete die Fasnetzunft Kornwestheim ihre 45. Prunksitzung. Die Fasnachtszeit ist in diesem Jahr recht gestrafft, die zahlreichen Termine konzentrieren sich auf wenige Wochenenden. Das bedeutet viel Stress für die Narren. Dennoch hatte die Fasnetzunft ein buntes Programm auf die Beine gestellt.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung, die rund 200 Besucher in den Martinisaal gelockt hatte, stand eine ganz besondere und ausgesprochen seltene Ehrung auf der Tagesordnung: Zunftmeister Peter Kienzle zeichnete das Kornwestheimer Urgestein Hans Guilliard mit dem goldenen, mit Brillanten besetzen Orden des Bundes Deutscher Karnevalsvereine (BDK) aus. Dabei handelt es sich um die höchste Ehrung des BDK überhaupt. Der Orden wird nur an Narren verliehen, die sich über einen Zeitraum von mindestens 50 Jahren aktiv für das karnevalistische Treiben eingesetzt haben.

Das ist bei Hans Guilliard zweifellos der Fall. Praktisch im Alleingang baute er in den 60er Jahren die Kornwestheimer Fasnacht auf. 1962 organisierte er erstmals einen Umzug für Kinder. Dieser erfreute sich schon bald großer Beliebtheit, und bereits 1965 nahmen 800 Kinder aus der Salamanderstadt an dem Umzug teil. 1966 traf sich Guilliard mit mehreren Mitstreitern im Stuttgarter Hof und gründete die Fasnetzunft Kornwestheim.

Der 96-jährige Jubilar ließ es sich nicht nehmen, bei der Prunksitzung einige Worte an das Publikum zu richten. Es sei viel Arbeit gewesen, einen Umzug in der Salamanderstadt ins Leben zu rufen, erinnerte er sich. Guilliard betonte aber: „Ich bin froh, dass ich es gemacht habe.“

Anschließend nahm das närrische Programm seinen Lauf. Die zahlreichen Abteilungen der Fasnetzunft und die Flägga-Bätscher aus Neuhausen/Fildern sorgten für abwechslungsreiche Unterhaltung, das achtjährige Tanzmariechen Marina hatte seinen ersten großen Auftritt bei der Prunksitzung und überzeugte die Besucher mit einer überaus biegsamen Darbietung.

Natürlich nahm Zunftrat Markus Kämmle alias Siggi Sorglos wieder am Kornwestheimer Sorgentelefon Platz und ließ das vergangene Jahr aus kommunalpolitischer Sicht Revue passieren. Dabei sparte Kämmle, der seine Rede erst kurz zuvor fertiggeschrieben hatte, nicht mit Kritik an Oberbürgermeisterin Ursula Keck. Eine zünftige Schelte der „Großkopfeten“ ist nun mal unverzichtbarer Bestandteil der Fasnacht.

Die Konjunktur ziehe an, berichtete Siggi Sorglos, und so habe sie ihr Geschäftsfeld erweitert. „Ich versteh’ mich jetzt auch als Telefonseelsorgerin für gestresste K-Bauleiter ond -Bauarbeiter.“

Insbesondere die Ausgabenpolitik der Stadt nahm Siggi Sorglos in ihrem imaginären Gespräch mit der Rathauschefin aufs Korn. Angesichts der Millionenausgaben für das neue Kulturzentrum „Das K“ und für das Spieleland bewahrheitet sich für sie ein altes Vorurteil: „Dass Fraua an Haufa Geld koschtat, egal ob drhoim, beim Einkaufa oder uff am Rathaus.“

Quelle: Ludwigsburger Kreiszeitung vom 04.02.2013, Autor: Frank Klein

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