Masken entstauben - Die Fasnet beginnt

15.01.2018 20:00 von ITS-Schmidt

Die Maske entstaubt, die Fasnet beginnt

Kornwestheim Fasnetzunft: Um Punkt 19 Uhr 33 kommt endlich die Maske aus der Truhe und wird abgewedelt.

Lange hat die Fasnetzunft auf den Samstag gewartet. Endlich dürfen Häs, Larve und Glocken wieder hervorgeholt und getragen werden. Aber erst, nachdem stellvertretend für alle anderen ein Garbenstrickle und ein Früchtle symbolisch abgestaubt und zurechtgemacht wurden. Der Maskenmeister Thomas Holz führt souverän durch den Abend, nur die Zunftgranaten werden nicht von ihm angekündigt, ,sondern von Markus Kämmle, weil Holz mittanzt. Die 2009 ins Leben gerufene Zunftgranaten waren ursprünglich als reines Männerballett geplant.

Da sich nicht genug mutige Herren fanden, die mit ulkigen Kostümen vor Publikum tanzen, ist eine aus Herren und Damen gemischte Gruppe entstanden, die sich zu einem Highlight auf jeder Veranstaltung der Fastnetzunft entwickelt hat. Gleich drei Neuzugänge kann die Truppe in diesem Jahr verzeichnen. Die drei jungen Männer tanzen nicht nur schwungvoll zum neuen Stück „Love Is In The Air“, sie senken zudem den Altersdurchschnitt der Tänzer auf unter 50.

Auf keiner Veranstaltung darf das vom Verein gestaltete Bühnenbild, das beim Maskenabstauben auf der Stirnseite des ESG-Saales hängt, fehlen. Auf weißem Tuch sind Rathausturm, das alte Dorf mit den pittoresken Fachwerkbauten und die Martinskirche zu sehen. Auch dem letzten Narren wird anhand solcher Hinweise klar, in welcher Stadt abgestaubt wird. Das kann sich als hilfreich erweisen, treten doch einige der Gastvereine an diesem Abend auf Veranstaltungen in weiteren Ortschaften auf, in denen schwäbisch-alemannisches Brauchtum gepflegt wird.

Zu Gast sind die anderen Kornwestheimer Fasnetzünfte sowie Gastzünfte wie die Monsterheuler Großerlach, die mit fetziger „Guggamusig“ ordentlich einheizen und deren Spielkartenkostüme an das Märchen „Alice im Wunderland“ angelehnt sind und die Fellbacher Weingeister mit grünen Masken, die ganz unheimlich mit Glockenklang und Mönchschorälen starten, um dann ihr rot-braun-orange-grünes Blattwerk zum perfekten Musikmix aus einem technolastigem „Lied der Schlümpfe“ und „Eine Insel mit zwei Bergen“ von Dolls United fliegen zu lassen. Mit im Schlepptau haben die Fellbacher ihren Prinzen, der bei den Weingeistern „Oberbacchus“ heißt. Weil das „Keltermäusle“, wie die Prinzessin bei den Fellbachern heißt, erkrankt war, musste der Prinz die Reise ohne Partnerin antreten. Auch Kornwestheimer Garbenstrickle und Früchtle treten laut und fröhlich auf, ebenso zeigen die Tanzgarden ihr Können.

Dass der ESG-Saal in der Jahnstraße neuerdings Narrenhochburg ist und hier mit „Narri Narro“-Rufen und lauter Partymusik das Maskenabstauben zelebriert wird, hat auch praktische Gründe. Der Veranstaltungsort ist nicht nur wegen seiner Größe gut gewählt. Das Aufräumen am Sonntagmorgen wird von den Wirtsleuten übernommen, denn dafür haben die Narren keine Zeit. Die Nacht wird kurz, gleich am Sonntag geht es weiter zum Umzug ins ungefähr 100 km entfernte Wurmlingen, wo 3000 bis 4000 Hästräger die Stadt in den Ausnahmezustand versetzen.

Weil die fünfte Jahreszeit in diesem Jahr besonders kurz ausfällt, geht es Schlag auf Schlag. Es gibt viel zu tun, auch in Kornwestheim. Bereits in der kommenden Woche soll der Rathausturm von den Narren eingenommen werden.

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Die Maske entstaubt, die Fasnet beginnt, Stuttgarter Nachrichten, 15.01.2018 - Katja Cordes

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