Unsere Geschichte
Die FasnetZunft Kornwestheim
Wie überall, so auch in Kornwestheim versammelten sich immer am Fasnet-Dienstag die Kinder verkleidet auf der Strasse. Der damalige Stadtrat Hans Guilliard der aus Mainz stammte nahm dies zum Anlass und überredete einige Mitglieder des Blasorchesters des Städt. Orchester Kornwestheim, einen Kinderumzug musikalisch zu begleiten. So gab es am Fasnet-Dienstag des Jahres 1966 das erste Mal einen organisierten Fasnet-Umzug in Kornwestheim. Der Erfolg war überwältigend. Die Zeitung berichtete positiv über das Ereignis. Einige Honoratioren der Stadt, unter Ihnen der in Kornwestheim allseits bekannte und leider verstorbene Dr. Gerhard Hämmerle nahmen dies zum Anlass und setzten sich zusammen, um einen entsprechenden Verein zu gründen. Die konstituierende Sitzung war am 14. März 1966. Es wurde eine Satzung ausgearbeitet und am 19. Juli 1966 wurde der Verein „Fasnet-Zunft Kornwestheim" aus der Taufe gehoben. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte die Eintragung des Vereinsnamens in das Vereinsregister beim Amtsgericht Ludwigsburg. Der 19.7.1966 gilt somit offiziell als der Gründungstag der Zunft. Sie ist deshalb der älteste in Kornwestheim ansässige reine Fasnetverein. Für das Jahr 1967 wurde die erste Prunksitzung organisiert und natürlich auch wieder der Kinderumzug. Einer der Gründer der Zunft war der damalige Redakteur der Kornwestheimer Zeitung P. A. Schweizer. Er stammte aus dem Schwarzwald und vermisste das schwäbisch-alemannische Element in der Fasnet. So entwarf er eine Maske und schuf damit das “Kornwestheimer Garbenstrickle". Der ebenfallsaus dem Schwarzwald stammende und hier ansässige Friseurmeister Walter Scholz schließlich schuf die zweite Kornwestheimer Maske, das “Früchtle".Die Masken fanden begeisterte Zustimmung. Das Jahr 1971 gilt somit als das Geburtsjahr der entstandenen Maskengruppe als Abteilung der Fasnet-Zunft.
Inzwischen ist die Zunft mit Ihrer Maskengruppe “Garbenstrickle und Früchtle", wie man weiß, bis weit ins Oberland und zum Bodensee, aber auch im Unterland als Vertreter des schwäbisch-alemannischen Brauchtums bekannt. Neben ihren zahlreichen Auftritten bei den örtlichen Fasnetveranstaltungen riefen die Maskenträger eine weitere Fasnetsfigur aus dem alemannischen Brauchtum, den “Hemdglonker" ins Leben. Es handelt sich hier um einen Narren, der grundsätzlich ganz in Weiß, mit Nachthemd und Zipfelmütze und bemehltem Gesicht auftritt. Diese “Hemdglonker" treten immer am Fasnet-Dienstag auf. Sie ziehen durch den "Alten Flecken" von Kornwestheim um mit mitgebrachten Lärminstrumenten die Einwohner darauf aufmerksam zu machen, dass nun das Ende der Fasnetszeit naht. Der Umzug, an dem jeder mitmachen kann, sofern er entsprechend gekleidet ist, endet in einer Halle mit einem großen „Hemdglonkerball". Pünktlich um Mitternacht aber werden dann unter lautem Wehklagen die Masken von „Garbenstrickle und Früchtle" abgelegt und in einer Truhe verschlossen. Dort verbleiben die Utensilien bis zum neuen Jahr. Nach “Dreikönig" werden sie wieder hervorgeholt und für die neue Fasnet abgestaubt.
Doch auch der karnevalistische Teil der hiesigen Fasnet sollte nicht zu kurz kommen. Nachdem in der ersten Prunksitzung der Zunft 1967 eine Tanzgarde der Stuttgarter Gesellschaft "Möbelwagen" auftrat beschlossen die Verantwortlichen, eine eigene Garde zu gründen. Bereits 1968 gaben die "Blauen Blitzer", wie sich die Garde nannte, eine Probe ihres Könnens auf dem Galaabend der Fasnet-Zunft zum Besten. Es folgte im Jahr 1973 die Gründung einer Kindergarde, genannt die "Mini-Blitzer" und schließlich als altersmäßige Verbindung zwischen den beiden Garden 1977 die "Blau-weißen Blitzer". Dass die Fasnet in Kornwestheim letzten Endes aus spontanen Kinderumzügen entstand, war für die Verantwortlichen Anlass genug, auch weiterhin etwas für die Kinder zu gestalten. So wurde nicht nur die Teilnahme von Kindergruppen bei den jährlichen Fasnetumzügen gefördert, sondern regelmäßig seit 1976 am Rosenmontag ein Kinderball organisiert, mit Spiel und Tanz und einer Prämierung der schönsten Kostüme.
Neben den Kindern aber legt die Fasnetzunft großen Wert auf die Unterhaltung der sogenannten älteren Generation. Die in vielen Prunksitzungen aktive Hilde Haberkern, Ehrenmitglied der Zunft, rief am 5.3.1984 die Seniorenfasnet ins Leben. Eine Prunksitzung mit Tanz am Nachmittag in kleinerem Rahmen, für überwiegend ältere Besucher.
Im Laufe der vergangenen Jahre wurden viele Kontakte zu befreundeten Zünften und Gesellschaften geknüpft. Aber auch mit den Partnerstädten Kornwestheims wurden enge Beziehungen geschlossen. Sowohl mit dem englischen „Carneval-Committee Eastleigh", als auch mit Majorettesgruppen im französischen Villeneuve - St. Georges, mit Folkloregruppen in Kimry an der Wolga und mit der Karnevalsgesellschaft in Weißenfels sind Kontakte ausgetauscht worden. Mit der 1. Großen Karnevals-Gesellschaft „AachenBrand“ bestehen ebenfalls enge Verbindungen. Sie wurden mit Hilfe des Ehrenrats Manfred Barth und seiner Ehefrau Margarete, die aus Aachen stammen, hergestellt. Nicht vergessen werden darf der Kontakt zu der Schweizer Fasnetsgruppe "Die Fälli-Glöckler" aus Winterthur. Ein Mitglied dieser Gruppe hat mit einer Kornwestheimerin, ebenfalls Mitglied bei der Fasnet-Zunft, die Ehe geschlossen und ist seit dem aktives Mitglied der Maskengruppe und wurde in den Zunftrat gewählt.
Für die jährlichen Fasnet-Umzüge, verbunden mit einem Zunftmeister-Empfang sowie einem Rathaussturm hat sich die Fasnet-Zunft mit den beiden anderen in Kornwestheim ansässigen Fasnet-Vereinen, der "Narren-Ober-Liga" und der "Freien Narrenzunft Krähen-Hexen und Kornweible" in einem Dachverband zusammengeschlossen. Der "Ausschuss Kornwestheimer Fasnet" kurz AKF genannt, organisiert gemeinsam diese Veranstaltungen mit großem Erfolg.
Aber nicht nur in der Fasnetzeit sondern darüber hinaus auch das ganze Jahr über ist die Fasnet-Zunft ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens in Kornwestheim. Als Mitglied im örtlichen “Stadtausschuss für Sport und Kultur" hat sie großen Anteil an den kulturellen Veranstaltungen der Stadt. Bei den “Kornwestheimer Tagen" sind die Tanzgarden regelmäßig beteiligt am Rahmenprogramm. Das von der Zunft betriebene Festzelt gleich am Eingang zum Marktplatz ist ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Außerdem bewirtschaftet der Verein ein Wochenende im Sommer den Hirschgarten, einen Biergarten in der Stadt und stellt auch eine Mannschaft, die einen Stand beim jährlichen Weihnachtsmarkt im Alten Dorf betreibt. Nicht vergessen darf man den Silvesterball, der in all den Jahren seit dem Bestehen des Kulturhauses bis zu dessen Schließung für viele Tanzbegeisterte zu einer festen Größe in der Planung des privaten Lebens wurde.
Auch andere Vereine und Institutionen kommen gern auf das kulturelle Angebot der Fasnet-Zunft zurück und ordern z. B. die eine oder andere Garde mit einem ihrer Schautänze für ihre Veranstaltungen. Die Fasnet-Zunft Kornwestheim kann nach all den Jahren mit Stolz auf das Geleistete zurückblicken.