Einfach den Aschermittwoch vorverlegen

13.11.2017 12:00 von ITS-Schmidt

Kornwestheim

Ob man das Win-Win-Situation nennen kann? Die Narren schenkten der Stadt am Samstag ein – verbal.
Die Stadt schenkte den Narren auch ein – Sekt und Saft.

Bericht von: Susanne Mathes

Punkt 11.11 Uhr erzitterten am Samstagvormittag im Rathausfoyer die Wände und die mit Gläsern bestückten Tische: Der Spielmanns- und Fanfarenzug der Narren-Ober-Liga gab der versammelten Zuhörerschaft von der Empore herab ordentlich was auf die Ohren und eröffnete damit akustisch den Narren-Empfang, mit dem die Stadt in die fünfte Jahreszeit startet.

Jede Menge Vertreter der Kornwestheimer Fasnetsvereine waren zu dem Anlass ebenso am Jakob-Sigle-Platz 1 aufgeschlagen wie vereinzelte Bürger. Das Foyer war jedenfalls gut gefüllt, was NOL-Präsident Martin Türk, der im Namen des Ausschusses Kornwestheimer Fasnet die Begrüßung übernahm, zu den Worten veranlasste: „Es freut mich, dass an so einem Samstagvormittag so viele Bürger und Narren aus Kornwestheim hier sind, wo ein normaler Schwabe eigentlich daheim seine Kehrwoche macht!“

Stattdessen war Auskehren im Rathaus angesagt: Das hatten sich zumindest in guter Kornwestheimer Tradition die Vertreter der Narren auf die Fahnen geschrieben und daher eifrig gereimt, um den Menschen der Verwaltung – in Person des Ersten Bürgermeisters Dietmar Allgaier – den „Roschd ’rab zu tun“. Das kann man durchaus im Wortsinn verstehen. Ines Ackermann von der NOL pries Allgaier nämlich als Mitbringsel ein verrostetes Eisengebilde an: eine Anspielung auf das Kunstwerk von Werner Pokorny auf dem Marktplatz, das die Narren nicht aus ästhetischen Gesichtspunkten heraus betrachten, sondern unter der Frage, was es für einen Zweck erfülle, und zum Schluss kommen: „So ein Schrott!“

Von der fragwürdig platzierten Schranke in der Holzgrund-Tiefgarage über Brunnen-Stilllegungen im Stotz-Gebiet bis hin zum Pächter-Fiasko im K-Restaurant schmierte Ackermann Allgaier allerlei aufs Butterbrot; Peter Kienzle von der Fasnetzunft setzte dann noch einen drauf und schlug dem Bürgermeister den gereimten Unmut über die Kürzung der Vereinsförderung oder die Bezuschussung der Ravensburger Kinderwelt um die Ohren. Allgaier verteidigte sich wacker und hatte, wie es zur aktuellen Lage passt, einen weiteren Sparvorschlag parat: Die Narren könnten sich, erklärte er, den nächsten Rathaussturm sparen. Zu holen gebe es sowieso nichts mehr. Auch keinen ominösen Neun-Millionen-Euro-Gewinn. Den habe er höchstpersönlich fortgeschafft. In eine Steueroase. „Ätsch, es ist aus und vorbei, deshalb mein Vorschlag: Wir feiern morgen Aschermittwoch und ein Ende hat die Narretei“, höhnte er. Ein Vorschlag, mit dem sich der Finanzschef der Stadt allerdings vernehmliche Buhrufe einhandelte.

Den Grund für die Buhs dürfte ein Großteil der Rathaus-Besucher indes ebenso wenig mitbekommen haben wie die Pointen der Zunft- und Liga-Vertreter: Die Bemühungen der Redner, das kommunalpolitische Geschehen auf die Schippe zu nehmen, dankte ihnen ein Großteil der Besucher mit einer so lautstarken Geräuschkulisse, dass den Worten – trotz Mikro – nur die Zuhörer in den vorderen Reihen folgen konnten.

In einem Akt der Größe lud der Gescholtene die närrischen Horden dann dennoch zu Imbiss und Umtrunk: „Die letzten Euros und Cent, die wir noch haben, an denen sollt ihr euch in Naturalien nun so richtig laben“, erklärte Allgaier, was sich kaum einer zweimal sagen ließ. Es flossen Sekt, Saft, Bier und Sprudel; Brezeln waren auch angerichtet. Dazu machten die NOL-Guggen kräftig Ramba-Zamba. Auch Garden von NOL und Fasnetzunft waren am Programm beteiligt.

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