40 Jahre Radau und grellweiße Nachthemden

05.03.2019 12:00 von ITS-Schmidt

Fasnet
Die Hemdglonker laufen heute wieder durch Kornwestheim.


Es ist ein Jubiläum der Zipfelmützen: Genau 40 Jahre existieren in Kornwestheim die Hemdglonker der Fasnet-Zunft. 1979 zogen sie mit ihren weißen Nachthemden und allerlei raudamachendem Gerät zum ersten Mal durch die Straßen der Stadt. Die Hemdglonker, die es auch in anderen Städten und Gemeinden gibt und die zu den traditionellen Figuren der schwäbisch-allemannischen Fasnet gehören, sind dabei in vielerlei Hinsicht besonders.

Zunächst sind sie in Kornwestheim eine offene Gruppe. Organisatorisch angedockt sind die Glonker an die Maskengruppe der Fasnet-Zunft, die Garbenstrickle und Früchtle, wie Maskenmeister Thomas Holz berichtet. Dennoch handelt es sich bei ihnen um keine feste Gruppe im herkömmlichen Sinne. Mitmachen darf bei den Umzügen und Partys jeder, der Lust hat. Die entsprechende Kleidung muss sich auch ein vorübergehender Hemdglonker natürlich überstreifen, aber es gibt Hilfe. „Wir haben Leih-Nachthemden“, sagt Thomas Holz schmunzelnd.

Eine weitere Besonderheit: Die Hemdglonker gehören zu den Figuren, die die jeweilige Fasnetssaison beschließen, sie tauchen daher in der Regel erst kurz vor Aschermittwoch auf. Die „Weißnarren“ versuchen mit Krach und Radau – in Kornwestheim tragen sie beispielsweise Ratschen und eine große Kuhglocke – böse Geister von der Fasnet fernzuhalten.

Mit Laternen tragen sie Licht ins Dunkel, lassen symbolisch den Tag beginnen oder enden. Entsprechend finden Hemdglonkerumzüge – in Kornwestheim gab es schon beides – in der Regel früh am morgen oder am beginnenden Abend statt, nicht mitten am Tag.

Apropos Umzug: Am heutigen Dienstagabend ist es wieder soweit. Um 19 Uhr treffen sich die Hemdglonker auf dem Kornwestheimer Marktplatz, um kurz darauf ihre Runde durch den Salamander-Stadtpark zu drehen. Im Anschluss geht es dann in die Rechberghalle zur nicht weniger traditionellen Hemdglonkerparty.

Anfangs war übrigens in Kornwestheim eine der Ideen für die Hemdglonker, eine ordentliche Fete besonders auch für junge Menschen zu schmeißen. Damals nannte sich das ganze „Hemdglonkerball“. Dass die Party bis heute in dieser Tradition steht und zum Ausklang der Fasnet noch einmal Allerlei geboten wird, bestätigt Holz.

Einiges hat sich aber auch geändert seit 1979 in Sachen Hemdglonker, und das immer einmal wieder. So fand der Ball anfangs im Salamander-Festsaal statt und die Tour startete im Alten Dorf. Überhaupt war der Umzug zu Beginn der Hemdglonkerzeiten etwas umfassender. Mittlerweile dürfen die Hemdglonker, was nicht jedem schmeckt, nicht mehr über die öffentlichen Straßen flanieren. Das hat Sicherheitsgründe, die Ordnungsbehörden müssten sonst Kräfte abstellen.

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40 Jahre Radau und grellweiße Nachthemden, Kornwestheimer Zeitung, Peter Meuer

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