Interview mit Siggi Sorglos (KWZ)

23.01.2015 13:04 von ITS-Schmidt

'Sie ist nicht auf den Mund gefallen und recht hell im Kopf'

Kornwestheim Markus Kämmle plaudert im Interview über die Figur der Siggi Sorglos und die Voraussetzungen für eine gute Büttenrede.

Wenn Freie-Wähler-Stadtrat Markus Kämmle (49) bei der Prunksitzung der Fasnetzunft in die Bütt steigt, heißt es wieder: 'Kornwestheimer Sorgentelefon, Siggi Sorglos. Wer ist an der Kummernummer?'

Herr Kämmle, wenn Sie Siggi Sorglos charakterisieren müssten - wie würden Sie sie beschreiben? Wie ist Sie drauf?

Keck (lacht). Und frech. Sie ist nicht auf den Mund gefallen und recht hell im Kopf. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und spricht auch mal Dinge an, die vielleicht nicht ganz so populär sind. Wenn sie gefragt wird, tut sie aber schon auch mal Volkes Meinung kund. Zudem ist sie eine gute Ratgeberin.

Kommt Siggi jetzt, da Sie wieder im Gemeinderat sind, leichter an Informationen zu fasnets-relevanten Themen? Immerhin sind Sie beide recht dicke, wie man so hört. . .

Nicht leichter, aber sie hat die Themen aktueller. Ich selbst fülle über das Jahr immer ein kleines, schwarzes Büchlein, und so kommt der rote Faden in Siggis Auftritten zustande. Nicht unwichtig sind auch die Jahresrückblicke in der Kornwestheimer Zeitung und die Interviews zum Jahreswechsel mit der OB - und die Sommerinterviews mit den Fraktionsvorsitzenden.

Ganz im Ernst: Wie schreibt man eine anständige Büttenrede?

Man nimmt die Dinge, die die Bevölkerung und auch einen selbst bewegen. Das sind oft auch Ungerechtigkeiten, die sonst nicht angesprochen werden. Man kann da ruhig auch mal deutlich werden. Gerne kombiniere ich ernste Begebenheiten, die eigentlich nicht zum Lachen sind, mit einem bekannten Witz.

Aber sie soll ja nicht nur inhaltlich gut sein.

Richtig. Was den Vortrag an sich angeht, sind es bei Siggi Sorglos vor allem zwei Faktoren. Zum einen hat sie dadurch, dass sie angerufen wird, unglaublich viele Gesprächspartner. Außerdem versuche ich immer, ein kleines, bekanntes Liedchen mit einzubauen, das die Leute kennen und mitsummen können. Sonst wäre ein 20-minütiger Monolog schnell langweilig.

Ihre Rede dürfte inzwischen so gut wie fertig sein.

Nein. Allerdings bin ich gedanklich schon weiter als oftmals zuvor. Ich habe in der Woche vor der Prunksitzung aber extra Resturlaub genommen. Da wird sie vollends entstehen.

Recht kurzfristig, oder?

Es geht noch kurzfristiger. 2008 zum Beispiel. Da kam an einem Freitag die Meldung, dass das Buch des früheren Oberbürgermeister Ulrich Rommelfanger erschienen ist. Und am Samstag hatte ich das Thema in meiner Rede.

Testen Sie Ihre Rede eigentlich im Vorfeld? Und wer muss dafür herhalten?

?Testen' ist das falsche Wort. Es ist aber schon das beherrschende Thema zuhause. Vor Jahren war ich drei Wochen vor der Prunksitzung schon ziemlich weit und war darüber sehr begeistert. Dann habe ich die Rede meiner Frau vorgelesen und sie hat nur gesagt: ?Das ist doch nicht witzig.'

Oje. Wie ging das dann weiter?

Naja, das demotiviert dann erst mal (lacht). Und dann lässt man's zunächst eine Weile liegen. Am Ende war dann aber doch alles gut. Meine Frau hat mich dann noch tatkräftig unterstützt, die Bütt mit Leben und Witz gefüllt.

Haben Sie eigentlich Vorbilder , was Büttenreden angeht?

Natürlich. In Kornwestheim wären das Hilde Haberkern und Hedwig Frey, die früher als Zeitungsfrauen aufgetreten sind. Ich war damals zehn, elf Jahre alt und habe bei der Stadtrandfreizeit abends das Abschiedslied angestimmt. Als Hedwig Frey dann aufgehört hat, hat Hilde Haberkern gesagt: ?Mit dem Burschen könnte man was machen.' Wie man was betont, das ganze Thema Rhetorik habe ich von ihr gelernt. 1978 war ich mit ihr erstmals gemeinsam in der Bütt, als Schlittschuhläufer. Das zweite Vorbild ist Harald Sack, der frühere Oberzunftmeister. Er hat meine ersten Büttenreden geschrieben. Von ihm habe ich gelernt, dass man der Obrigkeit den Spiegelvorhalten, aber nie verletzend werden darf.

Noch einmal zurück zu Siggi. Wie sind Sie auf Sie gekommen?

Durch Helmut Fassnacht. Er ist in Konstanz früher als Karle Dipfele aufgetreten und hat mit Größen aus Politik und Weltgeschehen telefoniert - oder auch einfach mal mit der Putzfrau vom Kanzleramt. Von ihm habe ich mich inspirieren lassen. Der Name ist meiner Frau eingefallen. Und seit 2006 gehe ich als Siggi Sorglos in die Bütt.

Zum Schluss: Auf welche Themen wird Siggi dieses Jahr angesprochen werden?

?Kornwestheim 21' wird natürlich ein Thema sein, genau wie die OB-Wahl. Wer es genau wissen will, sollte aber am 7. Februar in den Martinisaal kommen.

Das Gespräch führte Marius Venturini.

Quelle: Kornwestheimer Zeitung 22.01.2015

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