Umzug Kornwestheim - Bericht KWZ

17.02.2014 09:22 von Holger Merwerth

Goischder, Hexa und Kaschber in Aktion

Kornwestheim - Seid umschlungen, Millionen: Nach diesem Motto schritt Thomas Holz am Sonnntag mit feierlicher Miene und ausgestreckten Armen einem Tross von knapp 40 Vereinen und Gruppierungen voran. Der Maskenmeister und seine Getreuen durften beim närrischen Umzug die Spitze markieren. Ein Umstand, der Zunftmeister Peter Kienzle – er moderierte den Umzug aus der erhöhten Position einer Wohnung in der Johannesstraße – in Andächtigkeit versetzte: „Mein Verein, die Fasnetzunft, an vorderster Front“, krächzte er gerührt, „da geht mir das Herz über!“

Doch der Anflug von Parteinahme ging vorüber, und Kienzle pries „die wunderbaren Garden der NOL“, die Guggen, „ihre liebliche Hoheit Diana die Erste vom schönen Tag“ und den speckzwiebligen Rombel samt der Rombala-Hexen ebenso enthusiastisch wie Kornweible, Krähenhexen und die schwarzzausige Krähe der Freien Narrenzunft.

Überhaupt rühmte Kienzle die Vielfalt an Fasnetsfiguren, mit denen die Kornwestheimer als Ausrichter des Umzugs klotzen konnten: Schließlich waren da auch noch die Flecka-Gwädda (Kienzle: „Sozusagen das Unkraut, das bis zum Dorfkern vorgedrungen ist“), die grüngesichtigen Holzbachzotten und die Kornfetz’ mit ihren frech herausgestreckten Zungen. Wildcats und Cougars des SVK in voller Footballer-Montur reihten sich ebenfalls unter die Lokalmatadore ein, um geballte Kornwestheim-Präsenz zu zeigen.

Präsenz zeigten aber nicht nur die Kornwestheimer Narren, sondern – was nicht zuletzt den milden Temperaturen und der Regenpause zu verdanken war – auch das Publikum, darunter viele verkleidete, geschminkte und vor Aufregung hibbelige Kinder. Von einigen Lücken abgesehen standen die Zuschauer dicht an dicht und säumten die Beethoven-, Stotz-, Johannes- und Zeppelinstraße. Glühwein- und Bratwurstschwaden lagen in der Luft. „Es ist ein fantastisches Bild, wie viele Zuschauer hier stehen. Nichts ist schöner für die Narren“, schwärmte Peter Kienzle ins Mikrofon. Nur in der Ludwig-Herr- und in der Rechbergstraße dünnten die Reihen etwas aus.

Hexen mit glühenden Augen, unheimliche Schrate, Weißnarren mit Glocken, Getier vom Hasen bis zum Löwen, Trommler, Pfeifer und Tröter reihten sich aneinander. Die Besucher feuerten die Umzügler, die aus der näheren und weiteren Region, sogar aus der Schweiz angereist waren und so lautmalerische Namen wie Sumpfgoischder, Flegga-Kaschber, Eulachschränzer oder Pfingstlümmel trugen, mit „Narri – narro“, „Kornwestheim helau“ oder den Schlachtrufen der jeweiligen Zünfte und Vereine an, ob die nun „Rot – Wein!“ hießen oder „O – bacha!“ Zum Dank regnete es Bonbons und Konfetti, auch Brezeln und Schnäpse flogen mitunter in Richtung Publikum. Manche junge Dame allerdings fand sich, ehe sie sich versah, auf den Schultern übergriffiger Hexen oder auf dem vierrädrigen Holzbock der Boxberger Bocknarren wieder – durch die Straßen geschleppt und sich kreischend unter dem Griff der Entführer windend. Was bei Moderator Kienzle lyrische Anwandlungen zur Folge hatte: „Die Geißen geißeln ihr Opfer“, sinnierte er aus sicherer Entfernung.

Vor und in der Rechberghalle sammelten sich die Narren zum Ausklang, während die Zuschauer wieder den heimischen vier Wänden zustrebten – ihre zufriedenen Kinder mit bonbonverschmierten Schnuten und Konfetti im Haar im Schlepptau.

Quelle: Kornwestheimer Zeitung-Online  Susanne Mathes, vom 17.02.2014 / Foto: Horst Dömötör

 

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