Zum Abschluss singen alle Narren: Die Fasnet isch schee

05.02.2018 16:24 von ITS-Schmidt

Zum Abschluss singen alle Narren: Die Fasnet isch schee

Kornwestheim Die Fasnet-Zunft hat ihre Prunksitzung gefeiert: Mit einem vierstündigen bunten, farbenprächtigen und lustigen Programm lassen sie es im Martinisaal krachen. Sabine Baumert

Zu ihrer 50. Prunksitzung hatte die Fasnet-Zunft geladen. Aber stimmt das eigentlich? 1967 fand die erste Sitzung statt, eine fiel der Asbest-Havarie im Kulturhaus zum Opfer – macht 51 Sitzungen bis zum Jahr 2018. Egal. Die Stimmung im Martinisaal, wo die Fasnet-Zunft schon elf Jahre lang feiert, war prächtig – passend zur Jubiläums-Prunksitzung, die möglicherweise keine war.

Das Publikum im voll besetzten Martinisaal war in jeder Hinsicht bunt gemischt. Da waren kleine Prinzessinnen in glänzendem Pink genauso zu sehen wie römische Legionäre, Piraten und ihre Freundinnen, Sträflinge im Streifenanzug oder auch in Rot mit Nummer auf dem Rücken, feurige Stierkämpfer, eine Biene Maja, eine ­Stewardess oder adelige Damen im feinen langen Abendkleid.

Dietmar Allgaier als oberster Vertreter der Kornwestheimer Stadtverwaltung erschien standesgemäß in edlem seidenen Wams und passendem Beinkleid eines ­Renaissance-Edelmannes. Auch auf der Bühne ging es bunt und farbenprächtig zu. Die verschiedenen Garden der Fasnet-Zunft zeigten bei Marschtänzen wie auch die Tanzmariechen Jana Abt und Adriana Bernhardt allesamt beeindruckende, ­bestens koordinierte tänzerische und ­akrobatische Leistungen. Mit besonderem Spaß waren sie aber offenbar bei Show­tänzen bei der Sache.

Die Bambini-Blitzer bezauberten zur Musik von der „Kleinen Raupe Nimmersatt“ in Pink, die Mini-Blitzer zeigten in ­edlem Samt in Violett mit Gold und akro­batischen Einlagen den orientalischen ­Flaschengeist. Die „Zunftgranaten“ erschienen in samtigem Weiß als Engelchen mit Goldhaar, die Aktivengarde schließlich in kurzen grünen Lederhosen mit bunten Hosenträgern und poppiger Alpenmusik. Natürlich durften Garbenstrickle und Früchtle nicht fehlen, traditionell in den Kornwestheimer Farben, mit ihrer ­gemächlichen Choreografie.

In glitzerndem Grün und in beeindruckender Anzahl waren die Bietigheimer Guggen der „Wefzga“ mit der frechen ­trompeteblasenden grünen Wespe im Logo zu ihrem Gastspiel nach Kornwestheim ­gekommen. Ein besonderer Hingucker waren die vier riesigen Sousaphone im Hintergrund mit ihren weißen, gelben, roten und schwarzen Schalltrichtern. Mit ihrer beeindruckend virtuosen Trompeten­sektion spielten die Gäste Klassiker von Nena ­genauso wie aktuelle Charthits.

Jürgen Freys Mutter Hedwig stellte zusammen mit Hilde Haberkern viele Jahre lang die legendären „Zeitungsweiber“. Der Solo-Gitarrist und Sänger hatte sich diesmal den 1960er-Jahre-Klassiker „Balla ­Balla“ vorgenommen und ihn für den ­bezechten Schwaben umgedichtet, der „einen Ballen“ hatte und deshalb auf die „Gosch g’falla“ sei.

Peter Kienzle alias „Bauer auf der Durchreise“ nahm in humoriger Weise ­allerlei Kornwestheimer Befindlichkeiten wie die unübersichtliche Wegführung in der Holzgrund-Tiefgarage, die desolate Pflugfelder Brücke, die Abriss-Aktivitäten an der Johannesstraße und die Parksituation in der Weststadt aufs Korn.

Ebenfalls seit Jahren zu Gast ist der „Zwerg vom Berg“ alias Helmut Gärtner. Diesmal hatte er seinen Schweizer Kumpel, das „Zwergli vom Bergli“ geschickt. Der kam aus dem Berner Oberland, „wo die Maidli schöner sind als die Kühe“, wie er in schönstem Schwyzerdütsch verriet.

Helmut Gärtner tritt bei der „Schwäbischen Fasnet“ des Südwestrundfunks aus Donzdorf auf, die gestern Abend auf dem TV-Programm stand. Drei andere Mit­wirkende dieser Veranstaltung konnten die Kornwestheimer Fasnet-Fans quasi schon im Preview einen Abend vorher erleben.

Das Publikum bog sich vor Lachen bei den urschwäbischen Darbietungen von Marcus Neuweiler und Birgit Pfeiffer alias „Alois und Elsbeth Gscheidle“ aus Backnang, Franz Auber und Hillu Stoll als ­„Hillus Herzdropfa“ und der schwäbischen Putzfrau Elfriede Schäufele.

Das Ehepaar Gscheidle kam direkt von der Fernseh-Generalprobe mit seinem Sketch, der im Wartezimmer beim Arzt spielt. Dabei musste auch Dietmar Allgaier mitspielen und bekam eine derbe „erste Hilfe“ verabreicht. Die Patienten sind allemal nicht mit viel Hirn, aber viel schwä­bischem Witz gesegnet.

„Hillus Herzdropfa“ kommen aus einem 500-Einwohner-Dorf auf der Schwäbischen Alb. Gekleidet als Bauern-Ehepaar wollen sie eigentlich nur ein paar Eier zu Verwandten bringen. Dies führt aber zu abenteuerlichen Zungenbechern über „Oi oi“ (also ein Ei) und allerlei dörflichen ­Befindlichkeiten vom „Scheißhäusle“ im Freien bis zu tiefen Ackerfurchen.

Elfriede Schäufele erschien mit glitzernden Lockenwicklern in einer Haartracht, die sehr an die von Frl. Wommy Wonder erinnerte. Die selbstbewusste, ­äußerst korpulente Dame mit der männ­lichen Stimme berichtete von peinlichen Erfahrungen auf einem Kreuzfahrtschiff und intonierte das Lied über die schwäbische Lieblingsspeise „Spätzle mit Soß“. ­Begeisterungsstürme erntete sie für einen Striptease, bei dem sie zu neckisch kreisender Perlenkette die Kittelschürze fallen ließ und im pastellfarbenen gerüschten Oberteil beeindruckend schöne Beine ­präsentierte.

Markus Kämmle beschloss mit dem Schunkellied „Die Fasnet isch schee“ das stimmungsvolle, mehr als vierstündige Programm.

Info Die Prunksitzung nutzte die Fasnet-Zunft auch, um Hubertus Hennig und seine Frau Silvia zum Ehrenrat und Ehrensenatorin zu ernennen.

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 Zum Abschluss singen alle Narren: Die Fasnet isch schee, Kornwestheimer Zeitung,05.02.2018 - Sabine Baumert

 

Fotos: Kornwestheimer Zeitung/Peter Mann

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